Eine Frau hält den Daumen nach unten in die Kamera.
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Umfrage „Schule digital“: Fast die Hälfte der Lehrer kritisiert IT-Ausstattung ihrer Schule

Fehlende Infrastruktur und mangelhafte Professionalisierung der Lehrkräfte sind zwei der Hauptgründe, weshalb in Deutschland eine schnelle und erfolgreiche Digitalisierung der Schulen scheitert. So lautet ein Fazit zur Umfrage „Schule digital – Der Länderindikator 2021“ im Auftrag der Telekom-Stiftung. Die ersten Ergebnisse der Erhebung zeigen zudem: Inwieweit digitale Lehr- und Lernmittel im Unterricht zum Einsatz kommen, hängt stark davon ab, in welchem Bundesland eine Schule steht.

Bereits zum vierten Mal – nach 2015, 2016 und 2017 – führte die Technische Universität Dortmund die Lehrkräftebefragung für den Länderindikator der Telekom-Stiftung durch, um herauszufinden, wie es um die Digitalisierung der Schulen in Deutschland bestellt ist. Dafür befragten die verantwortlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Sommer 2021 bundesweit insgesamt mehr als 1.500 Lehrkräfte der Sekundarstufe I an allgemeinbildenden Schulen. „Ein Ziel der Neuauflage des Länderindikators war es, die Wirkung der Investitionsprogramme von Bund und Ländern für Schulen und Lehrkräfte unter die Lupe zu nehmen“, erklärt Thomas de Maizière, Vorsitzender der Telekom-Stiftung. „Und tatsächlich werden die Maßnahmen von den Lehrkräften positiv wahrgenommen, zum Beispiel, weil sich dadurch wichtige Grundlagen für den Unterricht mit digitalen Medien spürbar verbessert haben.“

Bisherige Entwicklung

Rund 80 Prozent der befragten Lehrkräfte berichten etwa von Verbesserungen im Zuge der Förderinitiativen von Bund und Ländern innerhalb der vergangenen zwei Jahre an ihrer Schule bei Lernplattformen und Lern-Management-Systemen. Etwa 71 Prozent attestieren eine höhere WLAN-Verfügbarkeit in ihrem Bildungshaus und gut 61 Prozent geben an, dass sich die Bereitstellung von Cloud-Lösungen positiv entwickelt hat. Allerdings: Weniger als die Hälfte der Lehrpersonen (43,5 Prozent) beschreibt eine Verbesserung der Breitbandverfügbarkeit an ihrer Schule. Das Urteil der Lehrkräfte, wenn es um die ausreichende Verfügbarkeit eines Internetzugangs an der eigenen Schule geht, fällt entsprechend kritisch aus – und schlechter als vier Jahre zuvor: Während 2017 mehr als zwei Drittel (67,3 Prozent) der Befragten diesen Punkt als ausreichend bezeichneten, sind es 2021 nur noch rund 54 Prozent. „Zu vermuten ist, dass der Ausbau des Internetzugangs für Schulen in Deutschland derzeit nicht mit den sich weiterentwickelnden schulischen Notwendigkeiten und pädagogischen Möglichkeiten Schritt hält“, heißt es von Seiten des Forschungsteams.

Ein positiver Trend auf bundesweitem Niveau ergibt sich hingegen beim Blick auf die WLAN-Verfügbarkeit in den Unterrichtsräumen: Mittlerweile bestätigen immerhin rund 61 Prozent der Lehrpersonen, dass die Klassenräume an ihren Schulen einen WLAN-Zugang haben. Im Vergleich zum Jahr 2017 (40,5 Prozent) ist dieser Anteil deutlich gestiegen. Darüber hinaus hat sich die Verfügbarkeit von Lern-Management-Systemen erhöht: Berichteten im Jahr 2017 nur etwa 40 Prozent der Befragten, dass diese ihnen und den Lernenden zur Verfügung stehen, waren es 2021 knapp 79 Prozent. Als ausreichend bezeichnen die IT-Ausstattung an ihrer Schule trotzdem nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Lehrkräfte (56,6 Prozent). Dieser Wert hat sich seit 2017 kaum verändert (55,6 Prozent). Auch die technische Unterstützung weist aus Sicht der Lehrkräfte nach wie vor großes Verbesserungspotenzial auf.

Häufiger Unterricht mit digitalen Medien

Ob angestoßen durch die verbesserte Ausstattung oder den Digitalisierungsdruck im Zuge der Corona-Pandemie: Der Länderindikator 2021 zeigt auch, dass Lehrkräfte im Vergleich zu 2017 mittlerweile deutlich häufiger auf digitale Medien zum Lehren und Lernen zurückgreifen. Im Vergleich zum vorangegangenen Befragungszeitraum 2017 ist der Anteil der Lehrpersonen, die mindestens einmal pro Woche digitale Medien im Unterricht einsetzen, von rund 50 Prozent auf etwa 73 Prozent gestiegen. Weiteren Entwicklungsspielraum attestiert das Forschungsteam den Bundesländern allerdings bei der Integration digitaler Medien in das tägliche Unterrichtsgeschehen. Hier sticht vor allem Bayern hervor, wo der Umfrage zufolge rund 69 Prozent der Lehrkräfte angeben, digitale Medien täglich im Unterricht zu nutzen. Rheinland-Pfalz folgt mit einem Anteil von 54 Prozent, dahinter Bremen mit 47 Prozent.

Der Stand der schulischen Digitalisierung hängt allerdings nicht nur davon ab, wie häufig Lehrpersonen digitale Medien im Unterricht einsetzen, sondern auch wie sie diese fachdidaktisch in den Unterricht integrieren. Vor diesem Hintergrund kommt die Umfrage zu ernüchternden Ergebnissen. Demnach berichtet nur rund die Hälfte der Befragten, dass sie in den zurückliegenden zwei Jahren – also im Zeitraum vom Sommer 2019 bis Sommer 2021 – an Kursen zur Integration von digitalen Medien in Lehr- und Lernprozesse (54,6 Prozent), an Webinaren, digitalen Barcamps oder ähnlichen digitalen Fortbildungen zu Themen der Digitalisierung im Unterricht (46,9 Prozent) beziehungsweise zur Unterstützung individualisierten Lernens von Schülerinnen und Schülern (50,5 Prozent) teilgenommen hat.

Unterschiede zwischen den Bundesländern

Darüber hinaus zeigt die Untersuchung, dass die schulische Digitalisierung in den Bundesländern unterschiedlich schnell voranschreitet. Das Forschungsteam hat die Antworten der Lehrkräfte für einen Gesamtüberblick der Resultate in den einzelnen Bundesländern zusammengeführt. Bayern, Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt sind aus Sicht der Befragten demzufolge vergleichsweise weit fortgeschritten. Dagegen besteht laut den Lehrkräften größerer Handlungsbedarf in Baden-Württemberg, Brandenburg und Thüringen. Die restlichen Bundesländer befinden sich im Mittelfeld.

Die Entwicklungsunterschiede der Bundesländer führen „unweigerlich dazu, dass die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen sowie die Rahmenbedingungen des Lehrens und Lernens – trotz bundesländerübergreifender Strategien und Maßnahmen in Deutschland – stark vom jeweiligen Wohnort abhängen“, heißt es im Fazit der Telekom-Stiftung zum Länderindikator. Zudem würden einzelne Fortschritte bei der digitalisierungsbezogenen Schulentwicklung und Professionalisierung der Lehrkräfte „viel zu langsam und nicht nachhaltig genug umgesetzt“.

Die positiven Veränderungen seit 2017 seien angesichts der erheblichen Summen aus dem Digitalpakt und trotz der dringenden Notwendigkeit des Einsatzes digitaler Mittel für den Unterricht nicht ausreichend, bewertet daher auch der Vorsitzende der Telekom-Stiftung de Maizière die bisherige Entwicklung. „Die Verantwortlichen müssen das Tempo definitiv anziehen und schneller größere Fortschritte machen – nicht nur bei den breitbandigen Anschlüssen, sondern auch bei der Unterstützung der Lehrkräfte“, fordert de Maizière und betont die Bedeutung geeigneter Rahmenbedingungen. Für guten Unterricht in der digitalen Welt bräuchten Lehrkräfte sowohl „hervorragende technische Bedingungen“ als auch „Fortbildungsangebote, die sie in ihrer pädagogischen Arbeit weiterbringen“.


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