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Kostenfreies Unterrichtspaket zum 3D-Druck: „Ich habe meine Klassen noch nie so motiviert gesehen“

Sich mit moderner IT und Digitalisierung auseinanderzusetzen, gehörte für Torsten Kühne schon immer zu seinem beruflichen Alltag. Zunächst allerdings nicht in seiner heutigen Rolle als Lehrer. Als solcher zählt er zu der immer gefragteren Gruppe von Quereinsteigern, die aus der Wirtschaft in den Lehrberuf wechseln – und damit oft neue Perspektiven und eine besondere Offenheit für innovative Unterrichtsmethoden mitbringen. Dies ist einer der Gründe, warum Kühne mit seinen Klassen der Theodor-Heuss-Realschule in Leverkusen das Unterrichtspaket zum 3D-Druck aus dem kostenlosen Bildungsprogramm Skills for Innovation (SFI) von Intel® ausprobiert hat. Es unterstützt Lehrkräfte mit gebrauchsfertigen Unterrichtspaketen dabei, Schüler*innen für das Leben und Arbeiten in einer digitalisierten Welt vorzubereiten. Zur Verfügung gestellt und mit der passenden Hardware ausgestattet wurde ihm das Paket von AixConcept, einem der führenden deutschen Anbieter für Schul-IT mit Sitz in Stolberg bei Aachen. Im Interview erzählt der 43-Jährige, wie seine Schule zunächst von einer Naturkatastrophe zurückgeworfen wurde, nun aber wieder Unterricht bieten kann, der die Heranwachsenden begeistert – auch mit der Hilfe von AixConcept und SFI.

Einfach.Digital.Lernen.: Herr Kühne, vom Informatiker zum Realschullehrer – bitte erzählen Sie uns, warum Sie den Quereinstieg gewagt haben.

Torsten Kühne: Sehr gerne. Nach meinen Informatikstudium habe ich zunächst als IT-Experte die Datenbanken und Sicherheitssysteme von großen Unternehmen betreut. Das hat mir zwar Spaß gemacht – allerdings nicht so sehr wie die Kinder- und Jugendarbeit, der ich mich immer schon ehrenamtlich gewidmet habe. Gemeinsam mit meiner Familie war ich in der Kirchenarbeit, im lokalen Fußball- und im Karnevalsverein aktiv. Heute dazu noch im Reitverein, in dem meine Tochter ist. Ich hatte immer mal wieder gehört, dass in den Schulen Quereinsteiger gesucht werden. Als sich dann 2007 die Gelegenheit bot, an der Theodor-Heuss-Realschule in Leverkusen-Opladen ein Referendariat zu absolvieren, musste ich nicht lange überlegen. Seitdem bin ich dort und habe diesen Schritt bis heute keine Sekunde bereut.

EDL: Die heranwachsende Generation für eine immer digitalere Zukunft fit zu machen, stellt die meisten Schulen vor große Herausforderungen – Ihre Realschule aber vor eine ganz besondere.

Kühne: Ja, da sind wir sicherlich ein Sonderfall. Eigentlich waren wir pädagogisch und technisch immer top aufgestellt. Unserer Schule eilte der Ruf voraus, dass wir unsere Schüler*innen bestens auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten. Wir sind eng mit der hiesigen Wirtschaft vernetzt, um sie nach der 10. Klasse dort unterzubringen. Aber dann kam im Juli 2021 die Flutkatastrophe: Die Wupper trat über die Ufer und überschwemmte alles. Einen Meter hoch stand das Wasser bei uns im Keller – und leider befanden sich genau dort unsere zwei Computerräume, die zuvor sehr gut ausgestattet waren. Alles war verloren: unsere Beamer, die technischen Bausätze, nicht mal die Bücher konnten wir retten. Und natürlich gingen auch unsere Server mit allen Daten der Schülerschaft sprichwörtlich „über die Wupper“. Wir wurden praktisch auf null gesetzt.

Mit der MNSpro Cloud konnten wir den Unterricht relativ schnell auf die vorhandenen Kapazitäten aufsetzen und fortführen.

Torsten Kühne, Lehrer der Theodor-Heuss-Realschule in Leverkusen

EDL: Wie ist es dann gelungen, die Schulinfrastruktur wieder aufzubauen – und wie konnten Sie den Unterricht danach inhaltlich gestalten?

Kühne: Wir mussten nach der Flutkatastrophe provisorisch an zwei Standorte ausweichen: die 5. bis 7. Klassen an eine Grundschule, die 8. bis 10. Klassen an eine andere Realschule, beide in Leverkusen-Steinbüchel. Dort dürfen wir bis heute deren Räumlichkeiten mitnutzen. Zum Glück hat uns AixConcept, unser langjähriger Partner für Schul-IT, dabei sehr unter die Arme gegriffen. Ich bin an unserer Schule Vorsitzender der Fachschaft Informatik und für die IT-Administration zuständig, habe daher schon immer eng und gut mit ihnen zusammengearbeitet. Mit der MNSpro Cloud konnten wir zum Beispiel den Unterricht relativ schnell auf die vorhandenen Kapazitäten aufsetzen und fortführen. Und das Schöne ist, dass AixConcept einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, der nicht mit der Installation der IT aufhört. So könnten sie uns auch bei der inhaltlichen Neugestaltung des Unterrichts helfen. Vor allem, indem sie uns die kostenlosen Unterrichtspakete des Intel-Programms Skills for Innovation empfohlen haben. Davon hatte ich vorher noch nichts gehört.

EDL: Welches Paket aus dem Skills for Innovation-Programm (SFI) haben Sie genutzt?

Kühne: Es gibt ja zahlreiche verschiedene Unterrichtspakete, unter anderem zu Künstlicher Intelligenz oder Virtual Reality, die gemeinsam mit der passenden Hardware, die wiederum AixConcept für uns zusammenstellt, die Erlebnispakete bilden. Wir haben uns dann für das Paket rund um den 3D-Druck entschieden, weil es sehr gut zu dem passte, was wir vorher im Informatikunterricht gemacht haben. Wir hatten dort schon mit der kostenlosen Software Blender am Bildschirm 3D-Modelle konstruiert. Nun konnten wir sie Realität werden lassen, konnten das, was die Schüler*innen entworfen hatten, wirklich dreidimensional und zum Anfassen ausdrucken. Dazu habe ich mich zunächst kostenlos auf der SFI-Website registriert und dort die Software heruntergeladen, mit der wir eins zu eins den Übergang von unseren Modellen und dem 3D-Drucker schaffen konnten. Dazu gab es viele wertvolle Lernmaterialien und Arbeitsblätter. Ich habe mich zunächst mit der Anleitung schlau gemacht, um sicherzugehen, dass bei der Einrichtung in der 8. und 9. Klasse nichts kaputt geht. Der 10. Klasse konnte ich es komplett selbst überlassen – die kannten sich schon besser aus als ich. (lacht)

EDL: Wie haben Ihre Schüler*innen auf diese neue Form des Unterrichts reagiert? Und wie sind die Unterrichtsstunden verlaufen?

Kühne: Um es in der Sprache meiner Schüler*innen auszudrücken: Sie hatten richtig „Bock“! Oder wie ich es als Pädagoge sagen würden: Sie waren komplett intrinsisch motiviert, sich mit der Technologie auseinanderzusetzen und sich neues Wissen anzueignen. Auch diejenigen, die bei der reinen Computerarbeit vorher nicht hundertprozentig bei der Sache waren, hatten riesige Lust auf den 3D-Druck. Wir mussten sogar auslosen, wer seine Modelle zuerst drucken darf, da in einer Doppelstunde leider nicht alle 20 Schüler*innen der Kurse an die Reihe kommen konnten. Zum Glück hatten wir mehrere Monate Zeit, so dass alle ihre Ideen umsetzen konnten. Mit der 10. Klasse haben wir zum Beispiel Schriftzüge modelliert und Skulpturen gestaltet. Oder sogar ein komplettes Modell unserer alten Schule. Die jüngeren Schüler*innen der 8. und 9. Klassen hatten zuvor noch nicht mit Blender gearbeitet, deshalb habe ich ihnen einen Rohling für den 3D-Druck gegeben, mit dem sie Einkaufschips als Geschenk für ihre Großeltern gestaltet haben. Andere haben die Logos ihrer Lieblingsfußballclubs auf die Chips gedruckt. Und einige waren sogar so begeistert von der Drucktechnik, dass sie noch einen Schritt weiter gedacht haben: Sie haben Schlüsselanhänger mit dem Kürzel „THRS“ der Theodor-Heuss-Realschule gedruckt und diese dann anderen Lehrer*innen geschenkt. So wollten sie sie überzeugen, in ihren Fächern auch mit dem 3D-Druck zu arbeiten.

Es waren wirklich tolle Unterrichtseinheiten, die auch mir als Lehrer unwahrscheinlich viel Spaß gemacht haben.

Torsten Kühne, Lehrer der Theodor-Heuss-Realschule in Leverkusen

EDL: Wie war die Reaktion der anderen Lehrer*innen?

Kühne: Über die Schlüsselanhänger haben sie sich natürlich gefreut. Vor allem haben sie sehr interessiert, um nicht zu sagen neidisch auf das SFI-Paket und den 3D-Drucker geschielt, besonders die Kollegen aus Chemie und Physik. Auch ein Biologielehrer fragte immer mal wieder, wie es läuft, und möchte das Paket nun gerne ebenfalls einsetzen. Eine Musiklehrerin hatte dazu die Idee, in ihrem Unterricht individuelle Mundstücke für die Flöten zu drucken. Ich hätte das Paket wirklich gerne geteilt, nur leider waren die Kurse meist gleichzeitig. Und nun müssen wir ja alles langsam wieder zurückgeben. Wenn auch sehr ungern … (schmunzelt)

EDL: Sie scheinen vom SFI-Paket überzeugt zu sein. Wo sehen Sie die wesentlichen Vorteile für den Unterricht?

Kühne: Die wichtigsten Vorteile betreffen natürlich die Schüler*innen. Sonst arbeiten sie mit Büchern oder vielleicht am Computer, aber auch dort bleiben ihre Ideen im Virtuellen. Mit dem 3D-Druck kommt die wichtige haptische Komponente hinzu: Sie erschaffen etwas, das sie wirklich in den Händen halten können. Das erweitert die Perspektive und Effektivität des Lernens enorm. Es schult das räumliche Vorstellungsvermögen, wenn sie beim Technischen Zeichnen über das komplette Modell nachdenken müssen. Außerdem fördert diese Art des interaktiven Unterrichts das gemeinsame, teamorientierte Arbeiten. Bei uns war es beispielsweise so, dass die drei Schüler*innen, die nach der Auslosung zuerst dran waren, es danach den anderen erklärt haben. Sie haben sich gegenseitig geholfen, statt nur für sich zu lernen. Und sie konnten sogar mir etwas beibringen: etwa, wie man die Maße beim Druck richtig einstellt oder welche Online-Bibliotheken es für fertige 3D-Modelle im Internet gibt. Bei einer solchen Projektarbeit lernen wir also gemeinsam und voneinander. Das motiviert alle Beteiligten mehr als der klassische Frontalunterricht.

Ich möchte auch noch kurz von einer Anekdote berichten, die zeigt, wie ihnen der Unterricht mit Zukunftstechnologien wirklich in ihrer beruflichen Laufbahn hilft: Zwei Schüler aus der 10. Klasse hatten sich am Berufskolleg Opladen für ihr an die Realschule anschließendes Fachabi beworben. Als sie beim Gespräch dort von den Erfahrungen erzählten, die sie durch das SFI-Paket schon mit dem 3D-Druck gesammelt haben, haben sie direkt die Zusage bekommen. Schließlich sind solche Skills sehr gefragt, zum Beispiel in Ingenieursberufen.

EDL: Gibt es auch direkt für Sie Vorteile?

Kühne: Für uns als Schule und als Lehrkräfte ist es einfach super, kostenlos und ohne Verpflichtung neue Dinge ausprobieren zu können und dann zu sehen, wie es funktioniert und ob es sich lohnt. Und im Fall des SFI-Pakets kann ich eindeutig sagen: Das tut es! Ich kann alle Themen, die auf dem Lehrplan stehen, besser und anschaulicher vermitteln, kann den Unterricht damit viel interessanter gestalten. Ich habe meine Klassen ehrlich gesagt noch nie so motiviert gesehen. Sie haben sogar in ihrer Freizeit weiter am Projekt gearbeitet. So wenig Input habe ich von meiner Seite aus noch nie geben müssen. Es waren wirklich tolle Unterrichtseinheiten, die auch mir als Lehrer unwahrscheinlich viel Spaß gemacht haben.

EDL: Zum Abschluss: Planen Sie, dieses oder andere SFI-Pakete weiterhin in Ihren Unterricht zu integrieren?

Kühne: Ganz sicher, die E-Mail an Herrn Cohnen von AixConcept ist schon geschrieben. (lacht) Sobald wir das Erlebnispaket zum 3D-Druck zurückgeben müssen, hätte ich gerne direkt das nächste aus dem SFI-Programm. Ich bin wirklich immer dankbar für alles, womit man den Unterricht für die jungen Leute lebhafter gestalten kann. Und ich glaube, dass wir in jeden Kollegium „Early Adopter“ brauchen, also Lehrer*innen, die neue Ideen und Impulse in den Unterricht bringen. Dann spricht sich herum, wie gut es funktioniert, und wir können bereichernde Elemente wie die SFI-Pakete mittel- und langfristig anschaffen. Ich werde mich an unserer Schule auf jeden Fall dafür einsetzen.

Marvin Wanders führte das Interview.

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