Eine Lehrerin und eine Mutter unterhalten sich per Videokonferenz.
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Online-Elterngespräche kompetent führen: Empfehlungen der Gesprächspsychotherapeutin Angelika Hornsteiner

Von jetzt auf gleich konnten 2020 schulische Elterngespräche nicht mehr in Präsenz stattfinden. Corona und die hohe Infektionsgefahr machten es unmöglich. Die Pädagog*innen stiegen zunächst auf das Telefon um. Doch schnell wurde unter Eltern, Lehrkräften und Erzieher*innen der Wunsch laut, diese Gespräche online, im Rahmen einer Video-Konferenz zu führen. „Ich habe immer wieder von Fachkräften gehört, dass sie das dringend lernen wollen, da ihnen jegliche Erfahrung fehlt“, berichtet Angelika Hornsteiner. Die Gesprächspsychotherapeutin unterrichtet an einer Fachakademie für Sozialpädagogik und bietet Workshops beim AcadeMedia Campus an – nun auch einen zum Thema „Emotionale Elterngespräche online führen“. Denn damit diese Gespräche gut verlaufen, gelte es nicht nur die Technik, sondern auch ein paar andere Dinge zu beachten.

Los geht es mit der Gesprächsvorbereitung: „Dazu gehört – wie bei einem Gespräch in Präsenz –, dass ich mir im Vorfeld das Kind noch mal genauer anschaue und die Unterlagen zum Kind durchgehe“, so Hornsteiner. Wichtig sei es aber auch, sich die Gesprächsführung vorher zu überlegen und sich gegebenenfalls Notizen zu machen, da ein Online-Gespräch aufgrund der kürzeren Aufmerksamkeitsdauer stringenter und fokussierter verlaufen müsse. „Sonst zeigt man vielleicht auch mal ein Bild, dass ein Kind gemalt hat oder geht auf ein Nebenthema ein, davon würde ich im Online-Gespräch abraten“, sagt die Expertin.

Akribische Gesprächsvorbereitung

Darüber hinaus gehört zur Vorbereitung, dass die pädagogische Fachkraft die Technik überprüft: Steht die Leitung, funktionieren Lautsprecher, Kamera und Mikrophon? Lassen sich Dokumente digital präsentieren? All das sollten Lehrer*innen vorab einrichten und testen. Auch über den Hintergrund sollten sie sich Gedanken machen. „Es sollte ein realer, ruhiger Hintergrund sein, von virtuellen Bildern rate ich ab“, so Hornsteiner. Denn bei diesen virtuellen Bildern – oder auch wenn der eigentliche Hintergrund technisch „verwischt“ wird – werden die Konturen der Person im Vordergrund unscharf. „Es ist aber wichtig, dass die Gesprächspartner sich gut erkennen können und mindestens das ganze Gesicht, besser noch den gesamten Oberkörper sehen, um zumindest Gestik und Mimik wahrnehmen zu können“, rät die Gesprächspsychotherapeutin. Der Grund: Durch die Distanz fehlten ohnehin schon viele visuelle Zusatzinformationen, die für die Gesprächsführung entscheidend seien. „Normalerweise sehe ich schon daran, wie eine Person hereinkommt, wie sie durch den Raum geht oder wie sie auf ihrem Stuhl sitzt, ob sie entspannt, gestresst oder sehr angespannt ist“, erklärt Hornsteiner. Das müsse nun anders in Erfahrung gebracht werden.

Erwartungen, Stimmung und Ausgangssituation abfragen

Um die Stimmungslage des Gegenübers zu erfahren, empfiehlt Hornsteiner: „Steigen Sie mit der Frage nach dem Befinden in das Gespräch ein.“ Auch welche Erwartungen die Eltern an das Gespräch haben, was der Anlass ist und wie sie sich bei diesem Thema fühlen, sollte verbalisiert werden. Im Zweifel sollte die pädagogische Fachkraft gezielt danach fragen. Ebenso gilt es, die Ist-Situation abzuklären: „Sind die Eltern gerade erst gestresst von der Arbeit nach Hause gekommen, toben die Kinder im Hintergrund oder werden sie von jemanden betreut“, listet Hornsteiner einige Beispiele auf – denn diese Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf das Gespräch und sollten bei der Gesprächsführung berücksichtigt werden.

Geht es dann zum Anlass des Gesprächs über, ist es bei einem Online-Gespräch noch bedeutender, die Grundlagen einer guten Gesprächsführung einzuhalten, als bei einem Treffen in Präsenz. „Es ist vor allem eine große Feinfühligkeit gefragt“, sagt Hornsteiner. Ein weiterer wesentlicher Aspekt: „Immer erst wiederholen, wie man das Gesagte des anderen verstanden hat, und fragen, ob man damit die volle Bandbreite erfasst hat oder ein Aspekt fehlt.“ Ebenso wichtig sei es, neben dem Eindruck über die Emotionen, Bedürfnisse und Wünsche des Gesprächspartners auch die eigenen Gefühle und Ansichten konkret zu verbalisieren.

Tränen und Wut gekonnt meistern

Dieses Verbalisieren der eigenen Empfindungen ist besonders entscheidend, wenn es emotional wird und Gesprächspersonen beispielsweise mit Wut reagieren. Hier sei die Distanz durch den Computer durchaus hilfreich, weil sich wütende Reaktionen besser aushalten ließen. Trotzdem sei es wichtig zu erklären, dass man sich angegriffen fühle und das Gespräch gegebenenfalls erst weiterführen wolle, wenn sich das Gegenüber beruhigt habe. „Auch wenn man Verständnis für diese Reaktion hat, gilt es das klar zu formulieren“, so Hornsteiner. Denn in einem Face-to-Face-Gespräch zeige sich das meist schon an der Körpersprache, die im Online-Gespräch nun einmal fehle.

Kommt es zu Tränen, heißt es, die Gesprächsstille auszuhalten und dem Elternteil Zeit zu geben. Vielen Menschen falle das online schwerer als in Präsenz. Manch einer verfluche spätestens dann die Tatsache, den anderen nicht in den Arm nehmen oder auch nur die Hand drücken zu können. „Deshalb heißt es auch jetzt zu verbalisieren. Sagen Sie dem Vater oder der Mutter, dass sie sie jetzt am liebsten in den Arm nehmen würden. Das drückt trotz der Distanz Verständnis und Wärme aus. Und der andere merkt, dass man wirklich dabei ist.“


Videomeetings verlässlich umsetzen

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Auf Unterbrechungen vorbereitet sein

Apropos dabei sein: Leider gehört es zu den Tücken der Technik, dass mitten im Gespräch die Leitung abbricht oder eine andere Störung eintritt und einer der Gesprächspartner plötzlich „weg“ ist. „Oder es kommt bei einem der beiden zu einer anderen Störung“, weiß die Kommunikations-Expertin. Wird das Gespräch danach wieder aufgenommen rät sie dazu, erst zusammenzufassen, was bisher besprochen wurde, und daran anzuknüpfen. „Ich habe mir dafür bei Online-Gesprächen angewöhnt, mitzuschreiben.“

Eine weitere empfehlenswerte Angewohnheit: nicht mehr als eine Dreiviertelstunde bis Stunde für ein Online-Gespräch vorsehen. „Die ganze Zeit auf den Monitor zu schauen ist einfach viel anstrengender, als sich gegenüber zu sitzen“, erklärt sie. Während Eltern und Pädagog*innen in einem Präsenz-Gespräch vielleicht noch ein wenig plaudern würden, sei dies für ein Online-Gespräch meist zu viel.

Digitale Elternabende und Elternsprechtage

Dass sich Online-Gespräche mehr auf das Wesentliche konzentrieren, ist für Hornsteiner allerdings ein guter Grund, Elternabende nur noch per Videomeeting durchzuführen. „Ich habe damit nur positive Erfahrungen gemacht“, erklärt sie. Ebenso könnten Lehrkräfte Elternsprechtage an Schulen, bei denen sie ohnehin nur wenige Minuten pro Kind beziehungsweise Elternteil einplanen, weiterhin online abhalten. „Wenn es Anlass für ein längeres Gespräch gibt, wird dafür ohnehin ein gesonderter Termin vereinbart“, weiß sie.

Haben die Pädagog*innen die Wahl, sollten sie diesen gesonderten Gesprächstermin möglichst in Präsenz durchführen. Zum einen, weil die Kommunikation einfacher sei, wenn die sich die Gesprächsteilnehmenden in einem Raum befinden und Zusatzinformationen durch Körpersprache, Mimik und Gestik aufnehmen können. Zum anderen, weil ein Gespräch, zu dem man anreist, für das man den Raum vorbereitet und vielleicht auch ein Getränk bereitstellt, eine ganz andere Wertigkeit habe.