9) Wie so viele Objekte unserer Sammlung steckt die Mschatta Fassade voller Geschichten von transkulturellen Austauschprozessen und gesellschaftlicher Diversität. Darauf liegt ein Fokus unserer Bildungsangebote © Staatliche Museen Berlin, Museum für Islamische Kunst / Hilal Sezgin-Just
Foto: Staatliche Museen Berlin, Museum für Islamische Kunst / Hilal Sezgin-Just

Vielfalt statt Stereotype:
Kostenfreie digitale Unterrichtsmaterialien des Museums für Islamische Kunst

Viele Lehrkräfte in Deutschland wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung zum Thema Islam.* Das Museum für Islamische Kunst in Berlin stellt deshalb für die Klassen 4 bis 12 deshalb transkulturelle, multimedial aufbereitete Bildungsangebote kostenlos zur Verfügung. Sie sind bundesweit lehrplankonform in verschiedenen Fächern wie Geschichte, Politik, Ethik/Religion oder Kunst und Musik einsetzbar und können einfach in eine Lernplattform integriert werden. Gefördert wurde das Projekt unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt wird es von der Unabhängigen Beauftragten für Antidiskriminierung Ferda Ataman.

„Mit den Bildungsangeboten möchten wir einen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Gesellschaft leisten und populistischen und extremistischen Narrativen entgegenwirken“, erklärt Prof. Dr. Stefan Weber, Islamwissenschaftler und Direktor des Museums, das im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin beheimatet ist.  „Wenn man sich die historisch gewachsenen transkulturellen Verflechtungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt bewusst macht, dann stellt sich heraus, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns trennt“, so Weber weiter.

Der Islam ist so viel mehr als Migration, so viel mehr als Kopftuch. Wir wollen aufzeigen, was noch dazugehört, wie bunt das ist, wie vielfältig und wie kontrovers.

Miriam Kurz, Projektleiterin “Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft”

Die Projektleiterin Miriam Kurz betont, dass es jedoch keineswegs nach dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ darum gehe, Gemeinsamkeiten herzustellen, wo keine sind. „Wir wollen zeigen: Guckt mal, der Islam ist so viel mehr als Migration, so viel mehr als Kopftuch. Wir wollen aufzeigen, was noch dazugehört, wie bunt das ist, wie vielfältig und wie kontrovers”, so die Islamwissenschaftlerin.

Das sieht auch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman so: „Europa in der einen Ecke, die Islamische Welt weit weg in der anderen? Die Vorstellung stimmt heute nicht und war auch vor Jahrhunderten schon falsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig in den Köpfen und bildet den Nährboden für Diskriminierung. Genau hier setzt das Bildungsprojekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ des Museums für Islamische Kunst an. Durch seine Unterrichtsmaterialien macht es transkulturelle Verflechtungen sichtbar, stellt falsche Vorstellungen von Fremdheit und Zugehörigkeit infrage und hilft so dabei, diskriminierende Einstellungen abzubauen.“

Unter Mitwirkung von Lehrkräften, Künstler:innen und Partnern wie dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut sind verschiedene Formate für unterschiedliche Bildungsakteur:innen entstanden, die im Bereich „Digitales Lernen“ des übergeordneten Online-Portals „Islamic·Art“ zu finden sind.

Das sind zum einen speziell an die Lehrpläne der Länder angepasste digitale Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 12 in zahlreichen Fächern wie Kunst, Musik, Ethik/Religion, Geschichte oder Politik. Lehrkräfte können umfangreiche Hintergrundinfos zur Recherche nutzen, Unterrichtsmaterialien herunterladen oder Präsentationen, Bilder und Filme direkt über ein Endgerät beziehungsweise eine digitale Tafel anzeigen. Digitale und analoge Workshop-Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte ergänzen die Unterrichtsmodule.

Schulbücher fokussieren meist auf Extremismus und Terrorismus

Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch des am Projekt beteiligten Leibniz-Instituts für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, fasst das Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch im Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, fasst das Bildungsprojekt so zusammen: „In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus. Dabei ist es wichtig für das Zusammenleben, dass Kinder und Jugendliche auch das normale Leben des Islam – den Alltag, die Kunst und die Wissenschaften – kennenlernen. Wissen darüber kann gefährlichen Polarisierungen entgegenwirken. Es ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

Was sagen Lehrkräfte über die Unterrichtsmaterialien?

„Für viele Lehrkräfte ist das Thema Islam im Unterricht eine Herausforderung“, sagt Abdurrahman Kulaç aus eigener Erfahrung. Der Lehrer für Geschichte, Politik, Geografie, Ethik und Biologie an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau hatte bereits die Möglichkeit, das Material zu begutachten. Sein Fazit: „Wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Unterrichtsmaterialien, die sich ohne großen Aufwand auch digital und für verschiedene Fächer einsetzen lassen – das ist genau das, was wir als Pädagog:innen brauchen, um auch mit solchen Themen sicher umgehen zu können, die mit Stereotypen belastet sind.“

So kreativ gestaltet und so lehrer*innenfreundlich serviert habe ich nichts Vergleichbares gefunden.

Josef Kurz, Lehrer für Deutsch, Geschichte, Ethik an einem Gymnasium in Baden-Württemberg

„Wie kann man im Ethikunterricht der Unterstufe die Vielfalt des Islam sichtbar machen? Und zwar so, dass die Kinder möglichst nachhaltig das Klischee von ‘dem’ Islam als Klischee erkennen? Das Modul Moscheen der Welt -Architektur und Vielfalt macht‘s meiner Meinung nach möglich“, so der Gymnasiallehrer Josef Kurz, der in Baden-Württemberg Deutsch, Geschichte und Ethik unterrichtet. „Das anschauliche Bildmaterial beeindruckt, es ermöglicht Hypothesenbildung, und Kinder, die im Anschluss selbst ein Moscheemodell bauen dürfen, werden sich länger an das Gelernte erinnern als nach der Analyse von Statistiken, Karten und einem Video. Vielleicht sollte man das Bildmaterial sogar im Geschichtsunterricht als Korrektiv einsetzen zu den immer gleichmäßig grün gefärbten Landkarten, die einen monolithischen Block Islam suggerieren. So kreativ gestaltet und so lehrer*innenfreundlich serviert habe ich nichts Vergleichbares gefunden“, sagt der Lehrer weiter.

Vor allem, um die Toleranz gegenüber geflüchteten Menschen innerhalb einer Klasse zu fördern, können einige der Materialien ein wichtiger Baustein sein.

Christin Marthiensen, Lehrerin an einem Berufskolleg in Nordrhein-Westfahlen und Digitaler Bildungscoach

Auch Christin Marthiensen, Lehrerin an einem Berufskolleg in Nordrhein-Westfahlen mit den Fächern Deutsch und Englisch sowie Digitaler Bildungscoach will das Angebot künftig nutzen: „Grundsätzlich sind andere Fächer wie Ethik, Religion, Politik, Kunst et cetera mit Sicherheit prädestinierter für den Einsatz der Materialien. Dennoch sind die in den Materialien enthaltenden Themen wie Interkulturalität, Fremdenfeindlichkeit und Chancengleichheit thematisch vor allem aus aktuellem Anlass wichtiger denn je und von daher unbedingt in den eigenen Unterricht zu integrieren. Vor allem, um die Toleranz gegenüber geflüchteten Menschen innerhalb einer Klasse zu fördern, können einige der Materialien ein wichtiger Baustein sein.“

Ihr gefallen besonders die 360° Rundgänge im Online-Portal und die Möglichkeit kulturelle Teilhabe zu fördern: „Als Klassenlehrerin einer Hauptschulklasse habe ich die Möglichkeit, meinen Schüler:innen zumindest ansatzweise eine kulturelle Teilhabe in Hinblick auf Museen zu ermöglichen und zumindest ‚digital‘ auf Erkundungstour zu gehen. Eingeschränkte Mobilität und kaum zur Verfügung stehende finanzielle Mittel erschweren eine kulturelle Teilhabe in vielerlei Hinsicht. Sie darf kein exklusives Luxusgut sein, sondern muss allen Mitbürger:innen zur Verfügung stehen. Das aufgestellte Bildungsportal ist ein wichtiger und sehr gut gelungener Schritt in diese Richtung.“

Weitere Informationen unter: www.smb.museum/gemeinsame-zukunft

Über das Museum für Islamische Kunst

Das Museum für Islamische Kunst ist im deutschen Sprachraum das Referenzmuseum zum künstlerischen und archäologischen Erbe islamisch geprägter Regionen. 1904 gegründet, gehört es zu den Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Dadurch ist es Teil einer Sammlung, die verschiedene Weltregionen und zeitliche Epochen umfasst. Gemeinsam mit der Antikensammlung und dem Vorderasiatischen Museum ist es im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin verortet und schafft damit ein Panorama einer zusammenhängenden nahöstlichen Kulturgeschichte. Das Museum bietet bis zu einer Million Besuchenden pro Jahr Raum, sich mit verschiedenen Zugängen zur Kunst- und Kulturgeschichte islamisch geprägter Regionen auseinanderzusetzen und an herausragenden Kunstobjekten und Architekturen zu erfreuen.


Mit MNSpro Cloud Online-Angebote nutzen

Online-Angebote wie die Unterrichtsmaterialien des Museums für Islamische Kunst lassen sich über MNSpro Cloud sofort nutzen und können beispielsweise als Link oder per QR-Code geteilt werden oder in der Rubrik Schullinks im Kachelmenü von MNSpro Cloud für alle zugänglich und übersichtlich abgelegt werden. Sollen die Links nur von den Mitgliedern eines Kurses genutzt werden, können Sie dazu die Rubrik Kurslinks im Bereich „Meine Kurse“ nutzen.

Heruntergeladene Materialien können Sie ebenfalls in den entsprechenden Ordnern der Cloud ablegen. Zum Beispiel im Ordner Ihrer Fachschaft oder als Kursmaterial im Bereich „Meine Kurse“. Kurze Videoanleitungen finden Sie hier: www.einfachdigitallernen.de/schulung-training/