Foto: Tina Umlauf

Was bringt die Digitalisierung des Unterrichts? Ein Lehrer, IT-Beauftragter eines Gymnasiums, berichtet

Was macht eigentlich ein IT-Beauftragter einer Schule? Jan Weiss, Lehrer aus dem baden-württembergischen Filderstadt, ist ein solcher. Auf dem didacta-Stand von AixConcept gab er im Gespräch mit Journalist Stefan Malter Einblicke in seine tägliche Praxis – und klärte die Frage, welche Motivation ihn antreibt, sich engagiert für die Digitalisierung des Unterrichts einzusetzen.

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„Wir haben hier das Glück, dass wir schon lange eine sehr tolle IT-Ausstattung haben.“ Es gehe bei ihm darum, „wie nehme ich denn die Menschen mit, die damit im Unterricht umgehen sollen.“ Er selbst sei 2014 – zu Beginn seiner Tätigkeit als IT-Beauftragter der Schule – ins kalte Wasser geworfen worden. Seinerzeit habe viel Geld für Ausstattung zur Verfügung gestanden und er habe als damals junger Lehrer – wie er lächelnd feststellt – „zum falschen Zeitpunkt gesagt,  ja okay, ich glaube, ich packe das“. Ohne wirklich Ahnung davon zu haben, was auf ihn zukam.

Das sei ja im Lehrerberuf normal, sagt Jan Weiss, „wir bekommen irgendwelche Aufgaben von oben aufgedrückt und wir versuchen dann, das Beste daraus zu machen.“ So habe er eben versucht, sich selbst in den Prozess der Digitalisierung einzuarbeiten und das Kollegium dabei mitzunehmen. Mittlerweile sind in der Schule, einem Gymnasium, täglich 5.600 Geräte im Netz.

Wir sind es gewohnt, als Lehrer vor der Klasse zu stehen und mit der Gießkanne Wissen zu verteilen. Im Idealfall saugen es die Schüler auf und wir fragen es dann hin und wieder ab. Das ist unser Bild vom Unterricht

Dabei baute er auf das Prinzip Google: „Ich konnte anfangs nicht gut mit dem Computer umgehen. Was ein Netzwerk ausmacht, was Glasfaserkabel sind, was die können – da war ich völlig blank“, sagt er. Aber er habe sich eben das notwendige Know-how durch Internet-Recherche angeeignet. Die Schulleitungen hätten ihm dafür den Rücken gestärkt. Ein IT-Beauftragter einer großen Schule bekommt („wenn es gut läuft“) eine Ermäßigung von 4 bis 5 Deputatsstunden – ihm und seinen Mitstreitern, die mittlerweile die Digitalisierung managen, stünden derzeit zusammen rund zehn solcher Stunden zur Verfügung, fast eine halbe Lehrerstelle also. Weiss: „Das ist richtig viel“ – aber immer noch zu wenig, um eine so komplexe Aufgabe wirklich zufriedenstellend zu lösen.  

Warum tut er sich das an, will Moderator Stefan Malter, der selbst lange Zeit als Hochschuldozent unterrichtet hat, wissen. Es sei schon eine „innere Verpflichtung“ der Jugend gegenüber, antwortet Jan Weiss.  „Fragen Sie mal einen Fünftklässler, wo das @-Zeichen ist, das weiß er nicht, auch wenn er ständig mit dem Handy unterwegs ist. Er weiß nicht, warum er Whatsapp nicht nutzen sollte, dass die Fotos, die er auf Instagram einstellt, ihm dann nicht mehr gehören. Die Kids brauchen Hilfe“, betont er.

Und auch dem Unterricht komme der Einsatz digitaler Lernmittel zugute. Ein Beispiel, das Jan Weiss anführt: „Wir sind es gewohnt, als Lehrer vor der Klasse zu stehen und mit der Gießkanne Wissen zu verteilen. Im Idealfall saugen es die Schüler auf und wir fragen es dann hin und wieder ab. Das ist unser Bild vom Unterricht“, so erklärt er. Ähnlich sei das Szenario, wenn er ein Video per Beamer vorführe – dann gucke die Klasse gleichzeitig synchron den Inhalt an. Wenn die Kinder und Jugendlichen sich allerdings eigenständig das Material, jeder auf einem eigenen Tablet mit Kopfhörer, erarbeiten könnten – mit Stopps zwischendurch, Wiederholungen und der Möglichkeit, auch mal den Lehrer anzusprechen – werde ohne besonderen Aufwand ein individuelles Lernerlebnis daraus. Die Vertiefung könne dann im Plenum erfolgen.

Was das bringt? „Das bringt, dass ein Schüler auch mal seinen Kopfhörer absetzen kann und eine Frage stellen, ohne die 29 andere zu stören, er kann sein Video anhalten und er kann mir genau zu der Stelle eine Frage stellen.“ Natürlich würden auch im konventionellen Frontalunterricht Fragen beantwortet – aber nur begrenzt, „weil wir die Zeit nicht haben. So löst uns der kleine Trick ein Problem in Unterricht.“ Und darum gehe es bei der Digitalisierung des Unterrichts letztlich: praktische Probleme zu lösen. EDL

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