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Studie bestätigt: BundesSchul-cloud ist „Utopie“ – AixConcept fordert, staatlichen Markteingriff zu stoppen

„Wir sind seit 20 Jahren am Markt unterwegs. In dieser Zeit haben sich staatliche Institutionen mehr schlecht als recht um digitales Lernen gekümmert. Erst seit Corona wird versucht, die Entwicklung mit Druck voranzubringen. Der Staat kann aber nicht in kürzester Zeit aufholen, was er zwei Jahrzehnte lang verschlafen hat“, sagt Unternehmer Jürgens. Der Bund als Alleinanbieter? Das könne nicht im Sinne der Schulen sein. Bislang gebe es keine einzige reibungslos funktionierende staatliche Lernplattform, die den vielfältigen Ansprüchen von Schule gerecht würde.

Kritik an staatlicher Lösung

Mehrere Hundert Schulträger seien Kunden von AixConcept. Ihnen bietet das Unternehmen aus Stolberg bei Aachen Komplettlösungen für ihre Schulen – vom WLAN über Endgeräte, einem Cloud-basierten und mit Lernplattformen kombinierbaren IT-Management für Verwaltung und Pädagogik bis hin zum Service. Kundendienst und Kenntnis des Bedarfs vor Ort? Könnten Schulen und Schulträger vom Staat kaum erwarten – von seinem Betrieb schon, sagt Jürgens. Zudem entwickelten Unternehmen wie AixConcept ihre Produktpaletten stetig weiter.

„Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Volker Jürgens, der bis vor Kurzem Vizepräsident des Didacta Verbands der Bildungswirtschaft war. „Wir können uns Stillstand gar nicht leisten. Die öffentliche Hand muss den Wettbewerb nicht fürchten. Sie kann es gemütlich angehen lassen.“ Eine staatliche Schul-Cloud werde deshalb nie den sich wandelnden Ansprüchen aus der schulischen Praxis gerecht. Zumal damit ohnehin nur ein Teilangebot für das komplexe System Schule abgedeckt würde: Das wichtige Thema Mobile-Device-Management (MDM), die Verwaltung von Endgeräten für Schüler:innen sowie Lehrkräfte, bleibe dabei zum Beispiel unberücksichtigt.

Millionenförderung

Gemeinsam mit weiteren Mittelständlern der Branche hatte AixConcept schon vor zwei Jahren einen offenen Brief an die ehemalige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) geschrieben. „In der aktuellen Ausnahmesituation benötigen Schulen Hilfe beim Aufbau digitaler Lösungen für den Unterricht. Deutsche Mittelständler bieten vielfältige innovative Lösungen für Schulen an. Diese Produkte sind praxisnah, ausgereift und werden seit vielen Jahren erfolgreich an Schulen eingesetzt“, so heißt es in dem Schreiben. Doch statt den Schulen ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen, um sich Lernplattformen nach ihrem jeweiligen Bedarf zulegen zu können, stecke das Bundesbildungsministerium einen zweistelligen Millionenbetrag an Steuermitteln in ein Konkurrenzprodukt, die HPI Schul-Cloud, kritisiert Jürgens. Der offene Brief blieb unbeantwortet.

„Die einseitige Förderung staatlicher Angebote behindert den Wettbewerb vielfältiger, bewährter Produkte und zerstört Innovationskraft“, sagt der Geschäftsführer. „Verlierer sind am Ende die Schülerinnen und Schüler.“ Das eingesetzte Geld – Medienberichten zufolge investiert der Bund 20 Millionen Euro in das Projekt – sei bei den Schulen besser aufgehoben.

So heißt es auch in der Studie, die im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung vom Institut für Informationsmanagement an der Universität Bremen (ifib) unter Leitung von Prof. Andreas Breiter erstellt wurde: „Eine bundesweit einheitliche Lösung ist nicht zu erwarten.“ Schon die Entscheidung darüber, welche Lösung für Schulen sinnvoll ist, könne zentral kaum sinnvoll getroffen werden. „Eine Bewertung im Hinblick auf die Eignung oder Nicht-Eignung eines spezifischen Produktes, einer Produktpalette oder eines Typs ist vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen nicht möglich und nicht sinnvoll.“

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von News4teachers.